Randnotizen (deutsch)Die Evolution Ausserirdischer – Wie sieht E.T. wohl aus?

Die Evolution Ausserirdischer – Wie sieht E.T. wohl aus?

Heute haben ich einen spannenden Artikel auf dem Schreibtisch, der den derzeitigen Forschungsstand zur Frage der Morphologie potentieller extraterrestrischer Lebewesen nachzeichnet. Es handelt sich um den Artikel von Douglas A. Vakoch, The Evolution of Extraterrestrials. The Evolutionary Synthesis and Estimates of the Prevalence of Intelligence Beyond Earth, in: in: Vakoch, Douglas A., Archaeology, Anthropology and Interstellar Communication, NASA History Series NASA SP-2013-4413, pp. 79–94. (Download the book here: https://www.nasa.gov/sites/default/files/files/Archaeology_Anthropology_and_Interstellar_Communication_TAGGED.pdf)

Obwohl das Essay auf den ersten Blick nicht viel Neues zu liefern scheint, so stellt es deutlich heraus, wie wichtig es ist, die Aussagen der Forschenden zu extraterrestrischem Leben in ihrem jeweiligen wissenschaftlichen Kontext zu sehen. 

Ein Mathematiker beispielsweise, der sich mit statistischen Modellen befasst, kann also zu einem anderen Schluss kommen, wie ein Biologe, der seine Aussagen auf Basis seiner Forschungen zu biologisch-chemischen Prozessen auf molekulare Ebene trifft. Ebenso, stellt Vakoch heraus, ist die Frage der Morphologie eines ausserirdischen Wesens stark davon geprägt, auf welcher Seite der Evolutionstheorie Darwins sich die Forscher positionieren. Kurz gesagt: Wie E.T. tatsächlich aussehen könnte, hängt entweder von den darwinistischen Prämissen der Variation, der (natürlichen) Selektion, und Re-Kombination von Erscheinungsformen ab – oder (unter anderem auch) von klassischen Umweltfaktoren oder von zufälligen Veränderungen. Umwelteinflüsse, wie Röntgenstrahlung, die bekanntermaßen sprunghafte genetische Mutationen auslöst, könnten zum Entstehungsprozess des Menschen beigetragen haben. 

Die weiterhin unbeantwortete Frage, ob es tatsächlich menschenähnliche, also humanoide, Wesen außerhalb der Erde gäbe, wurde von einigen Forschern auf Basis statistischer Wahrscheinlichkeit abgelehnt. Zu viele spezifische, biologisch-chemische Faktoren hätten zur Entstehung des Menschen geführt, die in dieser Form höchstwahrscheinlich nicht auf anderen Planeten existiert. Dass es uns gibt, ist also nur ein großer Zufall?

Humanoide und andere qualifizierte Quiz-Kandidaten

Ich als Ägyptologin kann das nicht beurteilen. Aber was mich wundert, ist: Warum erwarten wir denn humanoide Wesen auf anderen Planeten? Warum nicht eine völlig andere Spezies, die – losgelöst von ihrer physischen Form – über die erforderliche Intelligenz im Sinne der extraterrestrischen Forschung verfügen könnte? So könnte doch eine insektenartige Spezies durchaus bereits die Galaxis erkundet haben, während wir noch mit Faustkeilen versuchten, ein Feuer anzuzünden. Die Suche nach Humanoiden im Weltraum ist also eine stark anthropozentrisch geprägte Herangehensweise, die zwar nicht falsch, aber aus meiner Sicht wenig zielführend ist. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass dieselben evolutionären Bedingungen, wie sie auf der Erde zur Entstehung des modernen Menschen geführt haben, auch noch Lichtjahre entfernt exakt dieselben waren, halte ich für gering. Nicht ganz ausgeschlossen werden kann ein theoretischer Ansatz, der annimmt, die Erde sei viel älter als wir bisher wissen. Hiernach habe es vor der jetzigen menschlichen Epoche bereits eines frühere, ähnliche Periode gegeben, bei der die Menschen zu Raumfahrern wurden und die Erde aus verschiedenen Gründen verlassen hatten. Der “zurückgebliebene” Rest musste praktisch evolutionär von vorne beginnen und vergaß alles was man bislang wusste. 

Wenn ich sage, dass dieser Ansatz “nicht ganz ausgeschlossen werden kann”, so bedeutet das nicht, dass ich ihn für wahrscheinlich halte. Dennoch muss ich als Wissenschaftlerin an dieser Stelle anmerken, dass auch wir uns in der Vergangenheit insbesondere in Datierungsfragen manchmal sehr geirrt haben. Der streng wissenschaftliche Ansatz ist unabdingbar, wenn es um den sichtbaren Nachweis und die Überprüfung von Erkenntnissen geht. Jedoch ist er manchmal einwenig “behäbig”, wenn progressive Denkmodelle entwickelt werden. 

Die Geschichte hat gezeigt, dass großen Entdeckungen manchmal völlig abwegige Gedanken vorausgegangen sind. Wären diese verächtlich beiseite geschoben worden, wüßten wir vielleicht immer noch nicht, dass es Atome in Ringform gibt. Der deutsche Forscher Friedrich August Kekulé grübelte lange über der organischen Struktur von Atomen. Er wußte nicht, wie die 6 Kohlenstoff- und 6 Wasserstoff-Atome des chemischen Elements BENZOL angeordnet waren – bis er im Traum eine Schlange sah, die sich selbst in den Schwanz biss. Seine eigene Intuition hatte ihm den Weg gewiesen. Gehen musste er ihn jedoch selber. Der Hinweis, den ihm sein eigenes Unterbewusstsein gegeben hatte, brachte ihn auf die Spur: Die Schlange bildete einen Ring. Und auf einmal war alles klar: Das Benzol-Molekül besaß eine Ringstruktur, was später in entsprechenden Versuchen wissenschaftlich nachgewiesen wurde.

Vakoch verweist im Zusammenhang mit derartigen progressiven Denkmodellen im Bereich der E.T.-Forschung auf einen ganz anderen Ansatz hin, der den Geist öffnen könnte für das Potential, das ausserhalb unserer Erde liegt: Die Kunst.

Auf Seite 202 beschreibt er die Arbeit der Künstlerin  Bonnie Dalzell wie folgt: 

“Durch die Hypothese von Planeten, die sich in Bezug auf Schwerkraft und Temperatur von der Erde unterscheiden, stellte sie sich Umgebungen vor, die eine große Vielfalt von landgebundenem, aquatischem und fliegendem Leben begünstigen würden.”

Sie zeichnete praktisch aus ihrer Fantasie die unterschiedlichsten Erscheinungsformen intelligenten Lebens, welches auf die jeweilige Umwelt angepasst war.

Wissenschaft auf dem Prüfstand

Wissenschaft, insbesondere jene, die sich an theoretischen Modellen wie der evolutionären Synthese orientiert, muss offen bleiben für die Widerlegung einer bisher als Faktum geltenden Sichtweise. Wissenschaft ist nur konsequent wissenschaftlich, wenn ein Forscher bereit ist, seine Erkenntnisse im selben Moment zu widerlegen, auch wenn er bereits Jahrzehnte daran geforscht hat. Es ist eine menschliche Tragik, die die wissenschaftliche Erkenntnissuche mit einem persönlichen Erfolg gleichzusetzen versucht, denn dieser könnte im umgekehrten Fall als persönliches Versagen empfunden werden. Aber Wissenschaft fragt nicht nach persönlichem Befinden. Es fragt nach der Wahrheit. Und diese lässt sich zwar fälschen, verdrängen, unterdrücken und bekämpfen – jedoch stets nur temporär. Wir werden immer wieder an den Punkt kommen, in dem wir uns der Wahrheit stellen müssen. Und irgendwann werden wir vielleicht erkennen, dass “außerirdische Intelligenz” schon lange unter uns lebt. Wer weiß?
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