Randnotizen (deutsch)Der Metasemiotische Ansatz und seine Herausforderungen in der Forschung zur Interstellaren Kommunikation, Teil 2

Der Metasemiotische Ansatz und seine Herausforderungen in der Forschung zur Interstellaren Kommunikation, Teil 2

Heute beschäftige ich mich erneut mit dem spannenden Artikel von Richard Saint-Gelais, Beyond Linear B – The Metasemiotic Challenge of Communication with Extraterrestrial Intelligence, in: Vakoch, Douglas A., Archaeology, Anthropology and Interstellar Communication, NASA History Series NASA SP-2013-4413, pp. 79–94.

(Download des Buches: https://www.nasa.gov/sites/default/files/files/Archaeology_Anthropology_and_Interstellar_Communication_TAGGED.pdf)

Komplexität der Materie

Dieser Artikel ist komplex, aber sehr aufschlussreich. Heute widme ich mich dem zweiten Teil dieses etwas längeren Essays. In meiner letzten study session habe ich angemerkt, dass der Autor vergessen habe, dass nicht nur das Symbol bzw. Icon einen Kontext brauche, sondern auch die Botschaft als solche. Dies hat er in der Tat auch erfasst. Er weist ganz klar darauf hin, dass alles in die Entschlüsselung einer potentiellen Botschaft mit einbezogen werden muss: Das Symbol, der Kontext des Symbols, der Sender und der Empfänger. Und er betont zusätzlich, unter Verweis auf die Forschung von Douglas Vakoch, dass es am effektivsten wäre, wenn eine Vielzahl von universeller Signale/Botschaften, in wiederholter Weise und in vielen Varianten, den größten Erfolg verspräche. Denn nur, wenn wir dem außerirdischen Empfänger mehrere Optionen anbieten würden, wäre die Chance deutlich höher, dass dieser zumindest eine davon versteht. Ein “universelles Symbol” bedeutet in diesem Zusammenhang ein Zeichen, die gerade nicht an einen spezifischen Kontext gebunden sind.

Menschliche Vorannahmen

Grundsätzlich hinterfragt Saint-Gelais die bestehenden Forschungsansätze, indem er die menschlichen Vorannahmen auf den Prüfstand schickt. So sagt er beispielsweise auf Seite 89: “Our convention of drawing and painting on rectangles may not be universal as we think.” Und genau das ist aus meiner Sicht der richtige Ansatz: Alles, was wir in Bezug auf Kommunikationsmuster zu wissen glauben, muss von uns ständig hinterfragt werden. Denn viel zu leicht schleichen sich dabei Vorannahmen ein, die sehr spezifisch auf uns als menschliche Spezies zutreffen, jedoch keinesfalls universal sein müssen. 

ABER: Der Autor perpetuiert jedoch gleichzeitig die menschliche Vorannahme, dass das Versenden und Empfangen von Botschaften an und von einer fremden Spezies kompliziert sein muss. Der gesamte Artikel hinterlässt damit einen pessimistischen Eindruck. Und es ist natürlich richtig: Aus Sicht einer strikt empirisch orientierten Wissenschaft ist eine Prognose zum “Erfolg” der zukünftigen interstellaren Kommunikation durch vorhandene Erfahrungen limitiert. Das Entschlüsseln der Hieroglyphen war ein extremer Kraftakt und nach Ansicht vieler Forscher nur dem glücklichen “Zufall” zu verdanken, dass eine Stele gefunden wurde, die man teilweise aus dem Altgriechischen herleiten konnte. 

Der Vergleich mit den Altertumswissenschaften und insbesondere der Archäologie sowie der antiken Philologie, die sich ja explizit mit der Entschlüsselung alter, nicht mehr aktiv gesprochener Sprachen auseinandersetzt, ist nur folgerichtig. Allerdings sehe ich als Ägyptologin ein noch viel größeres Potential für die interstellare, speziesübergreifende Kommunikation, das durchaus optimistisch stimmen lässt. Nehmen wir beispielsweise die unzähligen Bilder, die uns die alten Ägypter hinterlassen haben. Zunächst waren diese einfach und ausschließlich symbolhaft. Erst später entwickelte sich eine komplexe Schriftsprache, die wir als Inschriften auf Objekten finden – neben den Bildern. Richtig ist, dass wir erst mit Entzifferung der Sprache eine tiefere Bedeutung der entsprechenden Fundobjekte erforschen konnten. Aber heißt es nicht auch: “Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.”?

Keep it simple

Ich stelle daher folgende Frage: Was, wenn wir gar keine komplexen Botschaften brauchen? In vielen Schriften zu diesem Thema wird beispielsweise oft der Versuch unternommen, den menschlichen Körper symbolisch darzustellen – mit einem Kopf, einem Körper, zwei Armen und zwei Beinen. Aber was, wenn diese Information gar nicht relevant ist? Vielleicht benehmen wir uns wie das kleine Mädchen, das zum ersten Mal einen Milchzahn verloren hat und nun jedem stolz die Zahnlücke zeigt. In ihrer noch recht begrenzten Wahrnehmung von der Welt, ist das eine wichtige Information. Aber was, wenn wir für eine weit fortschrittlichere Zivilisation gar nicht so interessant sind, wie wir meinen? 

Ich nehme dazu gerne den Vergleich mit einem Ameisenhaufen. Dieser ist, wie wir heute wissen, ein komplexes, soziales Gebilde, der jedoch nur von wenigen spezialisierten Wissenschaftlern erforscht wird. Der große Rest der Menschheit sieht in einem Ameisenhaufen nur einen Ameisenhaufen – für den Gartenbesitzer allenfalls ein Ärgernis, für den durchschnittlichen Menschen uninteressant. Wen wollen wir also beeindrucken?

Vielleicht  sollte die universelle Botschaft, die wir aussenden, daher zunächst viel einfacher sein? Vielleicht sollten wir zum Beispiel nur sagen, DASS es uns gibt? Nicht, wie wir aussehen, wo unsere Adresse in der Milchstraße ist, welche Musik wir aktuell hören? Und vielleicht treffen wir mit den “Vibrations”, die wir aussenden, als Folge des Gesetzes der Resonanz, genau auf die Spezies, die Lust hat, zu schauen, wer wir wirklich sind? 😉
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